Chronik 1966-1996

Broschüre 50 Jahre Handball (1996)

Die Jahre 1966 – 1996

Zur allgemeinen Situation im Handballsport

Spielten wir in der Mitte der sechziger Jahre im Sommer noch auf dem Großfeld und im Winter in der Halle, so rückte ca. ab 1967 das Kleinfeldspiel im Sommer immer mehr in den Vordergrund und ab Saison 1969/70 wurden für uns keine Großfeldspiele mehr angesetzt. Vorteilhaft für all diejenigen, die so ihre Probleme mit den unterschiedlichen Regeln hatten. Auf dem Großfeld konnte man den Ball tippen und mit zwei Händen fangen solange es ging; erinnert Ihr Euch noch?

Das letzte Großfeldspiel auf dem Harthauer Sportplatz fand am 25.09.76 im Rahmen der 30-Jahr-Feier der Sektion Handball statt. Aber auch das Kleinfeldspiel im Freien verlor schnell an Glanz und fand keine Resonanz mehr. In den Jahren 1973/74 wurden die letzten Punkt- und Pokalspiele auf dem Kleinfeld durchgeführt. Hallenhandball ist zum „Handball“ schlechthin geworden.

Zu Zeiten des Großfeldes gab es keine Probleme, einen geeigneten Platz zu finden. Überall wo Fußball gespielt werden konnte, war auch Handball möglich. Wir mussten uns nur untereinander abstimmen, damit nicht unterschiedliche Sportarten gleichzeitig auf dem Platz standen. In der Ära des Kleinfeldhandballs war es da schon anders. Viele Spiele begannen mit dem Herantragen der Tore und dem Aufziehen der Netze, vom Abkreiden ganz zu schweigen.

Aber wie sah es mit den Hallen für den Hallenhandball aus? Wer erinnert sich noch an die Trainingseinheiten und Punktspiele in der Adelsberghalle, in der KJS, in der Harthauer Schulturnhalle,die Spiele in der Traglufthalle in Scharfenstein oder im Wellblech bei Stahl Borna? Die Sporthalle in Oederan stellte eine rühmliche Ausnahme dar. Wie freuten wir uns, als wir das erste Mal in der neuen Halle im Ernst-Thälmann-Station spielen konnten. Sporthallen an der Zieschestraße, am Schloßteich und im Heckert-Gebiet stellten dann echte Qualitätssprünge dar. Spiele in der Eissporthalle (im Anschluss an ein Länderspiel BRD/DDR) waren die Ausnahme

Und wer hat denn nun gespielt?

Aus den guten Jugendmannschaften der sechziger Jahre (Bezirksliga) mit solchen Spielern wie Paul St.,Horn, Köhler, Klemm, Neuhäußer P., Otto J., Lange D., Lange W., Drechsler J., sind nahtlos leider nicht genügend Spieler für die Männermannschaften hervorgegangen. Das hatte zur Folge, daß im Männerbereich eine Überalterung eintrat und zusammen mit dem altersbedingten Ausscheiden von bewährten Spielern (z.B. Büssow, Adam) bzw. ihrem Wegzug oder Vereinswechsel (z.B. Noack, Trübner, Lehmann) die Sektion Handball Anfang der siebziger Jahre fast sämtliche Substanz verloren hatte. Zirka 20-25 Sportfreunde hielten in dieser Zeit die Fahne noch aufrecht. Eine Männer- und eine Jugendmannschaft waren übriggeblieben. Es wurden Pokalspiele bestritten, in denen Mitfünfziger (Müller H.) neben 18-jährigen auf dem Spielfeld waren.

Ab 1977/78 ist wieder mit einer Intensivierung der Jugendarbeit begonnen worden. 11- und 12-jährige Jungs lernten wieder das Handball-ABC. Und fast jedes Jahr kam eine neue Mannschaft dazu. Sportler wie Kermer, Speer, Köhn, Falke, Kopf, Stöckel, Berger, Lorenz, Richter und Petzold machten im Kreismaßstab auf sich aufmerksam. 1988/89 nahmen fünf Jugendmannschaften am Wettkampfbetrieb teil. Die Sektion Handball hatte inzwischen mehr als 100 Mitglieder.

In welchen Klassen wurde gespielt und wo kamen unsere Spieler her?

Die bereits geschilderten Ursache hatten Konsequenzen. Ab 1967/68 folgte ein Abstieg dem anderen. Dem Abstieg aus der Bezirksliga (Großfeld) folgte der in der Halle und über die Stationen Bezirksklasse spielten wir nach der Saison 70/71 nur noch im Kreismaßstab. Erst 1989/90 schafften die Männer wieder die Qualifikation für den Bezirk und halten diese bis heute.
Mannschaften im weiblichen Bereich sind seit 1960/61 nur in Ansätzen entstanden.

Traditionsgemäß stammen die meisten unserer Handballer aus den Chemnitzer Stadtteilen Altchemnitz, Harthau und Markersdorf. In den sechziger Jahren kam ein nicht unwesentlicher Teil der Leistungsträger im Männerbereich aus der Schar der Studenten der TH Karl-Marx-Stadt. Nachdem an der TH aber eine eigene Handballsektion gegründet worden war, versiegte dieser Quell. Sportfreunde wie Scholz, Wirth und Pickert sind in guter Erinnerung.

Da sinkende Schülerzahlen in unseren bisherigen Einzugsgebieten den Aufbau von Jugendmannschaften z.B. in Harthau stark erschwerten, orientierten wir ab 1980 auf Nachwuchswerbung aus dem wachsenden Heckertgebiet. Patenschaftsverträge unter anderem mit dem Vorgänger der jetzigen Mittelschule Markersdorf und eine enge Bindung zu den Sportlehrern dieser Schulen waren die Grundlage für ein wachsendes Nachwuchspotentials. Begünstigend wirkte, daß an diesen Schulen Handball als Spielsportart ausgewählt worden war. Inhalt der Patenschaftsverträge war aber auch die mögliche Nutzung der zu diesen Schulen neu entstandenen Turnhallen, in denen 1:5 trainiert werden konnte.

Zur Finanzierung des Handballsports

Bis zur Wiedervereinigung wurde der Finanzbedarf im wesentlichen aus staatlichen/volkseigenen Mittel gedeckt. Trägerbetrieb der Betriebssportgemeinschaft Fortschritt Süd war die Baumwollspinnerei an der Schulstraße in Altchemnitz. Pro Jahr haben wir für Spielbetrieb (Schiedsrichter, Hallenverantwortlich und Ordner), Vergütung der Übungsleiter, Fahrtkosten zu den Spielen, Spielkleidung und Sportmaterial, Organisation sowie Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten zwischen 4 und 6 Tausend Mark ausgegeben. Nur ein geringer Teil davon wurde durch die monatlichen Beiträge unserer Mitglieder abgedeckt.
Die Monatsbeiträge betrugen:

Kinder             0,20 Mark
Jugendliche    0,80 Mark
Erwachsene  1,30 Mark

Durch den Kauf von Spendenmarken beteiligten sich die Handballer an der Finanzierung z.B. zentraler Sportfeste in Leipzig.

Nach 1990 mussten wir die eigenen Beitragssätze drastisch anheben, da nach der Wiedervereinigung eine fast 100%ige Eigenfinanzierung erforderlich wurde. Bei vier Mannschaften im Wettspielbetrieb liegen die jährlichen Kosten für einen im wesentlichen auf Spielbetrieb und Sportmaterial eingeschränkten Ausgabenumfang bei ca. 5.000 DM.

Übungsleiter erhalten für ihre Tätigkeiten eine symbolische Aufwandsentschädigung. Fahrkosten tragen die Sportler selbst. Für die Sportstättennutzung müssen wir derzeit in Chemnitz noch nichts bezahlen. Die Nachwuchsarbeit wird vom Sportbund und der Stadt bezuschusst.

1996 galten für die Handballer des SV Chemnitz/Harthau folgende Beitragssätze:

Kinder               5,00 DM/Monat
Jugendliche      7,50 DM/Monat
Erwachsene  10,00 DM/Monat.

Schiedsrichter, Übungsleiter und Mitarbeit in den Fachausschüssen

Dieses Thema ist ein Dauerbrenner. Sport treiben, sprich – Handball spielen -, wollen viele, aber Schiedsrichter oder Übungsleiter sein, da fühlen sich nur wenige angesprochen. Und trotzdem ist es uns über all die Jahr gelungen, stets leistungsstarke  Übungsleiter und Schiedsrichter ausbilden zu lassen, die dann auch bereit waren, als solche eingesetzt zu werden. Gleiches gilt für die vereinsübergreifenden Tätigkeiten in den Fachausschüssen. Es fanden sich immer wieder Sportfreunde, die Zeit und Kraft aufbrachten, Punkt- und Pokalspiele anzusetzen, die Hallenvergabe zu organisieren oder Streitigkeiten (Proteste) zwischen gegnerischen Mannschaften zu klären. Diesem Personenkreis ist es auch zu danken, daß wir die durch Substanzverlust geprägten mitsiebziger Jahre als Sektion überlebt haben.

Namentlich seien die Sportfreunde Roland Roder, Wolfgang Günther, Siegfried Weigel, Joachim Otto und Detlef Lange erwähnt. Nicht vergessen möchten wir an dieser Stelle uns an den Sportfreund Siegfried Schmettow zu erinnern, der über viele Jahre als BSG Leiter unsere Sektion unterstützte.

50 Jahre Handball – warum -?

Oberstes Ziel war es über all die Jahre, Spaß und Freude am Handballsport zu haben, mit Gleichgesinnten nach der Arbeit und Schule Entspannung zu finden, etwas für die Gesundheit zu tun und bedingt durch ein gemeinsames Ziel in einem Verein auch erzieherisch auf den Einzelnen einzuwirken.

Große leistungssportliche Ziele haben wir nicht verfolgt. Sportler mit solchen Zielstellungen konnten wir in den achtziger Jahren mehrfach aus dem Jugendbereich zu anderen Vereinen delegieren. Mit dieser etwas lockeren Haltung sind wir zwischen 1978 und 1996 mehrfach Kreismeister im Männer- und Jugendbereich gewesen, waren Spartakiade – und Pokalsieger im Stadt – und Kreismaßstab.

Gemeinsam Sport treiben, gemeinsam feiern, auch das hat uns zusammengehalten. Wer erinnert sich nicht gern an die Kegelveranstaltungen in Berbisdorf, an die Weihnachtsfeiern im Sportheim auf dem Harthauer Sportplatz oder die Polterabende von Sportfreunden? An die Feiern anlässlich des 25 – und 30 – jährigen Bestehens der Sektion Handball im Flussbad Altchemnitz bzw. in der Quelle in Harthau denken die Älteren von uns noch heute gern zurück.

Die Abteilung Handball 1996

Die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten brachte auch eine Neuorientierung im Sport. Die in der DDR den Breitensport tragenden Betriebssportgemeinschaften (BSG) hatten keinen Bestand mehr. Heute sind es eingetragene Vereine (e.V.), in denen Sport getrieben wird. Der Übergang erfolgte nicht reibungslos, aber die Liebe zu unserer Sportart ließ uns auch diese Schwierigkeiten meistern. In der Übergangszeit standen wir vor der Frage: Weitermachen oder nicht? Wir entschieden uns für : Weitermachen!

Handballer waren es, die entscheidend dazu beigetragen haben, mit einem Teil der Sportler der ehemaligen BSG Fortschritt Süd Karl-Marx-Stadt, den Sportverein Chemnitz / Harthau zu gründen und mit der Namensgebung für den Verein auch einem Teil unseres Ursprungs, die Referenz zu erweisen. Auch personell ging dieser Schritt nicht spurlos an uns vorüber. Besonders im Nachwuchsbereich konnte die Kontinuität der achtziger Jahre nicht aufrecht erhalten werden, weil wir bei der Nachwuchswerbung, die intensiv betrieben wurde, beim angesprochenen Personenkreis auf taube Ohren stießen. Leider, und das soll an dieser Stelle angesprochen sein, ist es heute weitaus schwieriger, junge Leute für den Sport zu begeistern, als es vor der Wende der Fall war.

1996 zählte die Abteilung 65 Mitglieder und ist damit zahlenmäßig die stärkste im Verein. Davon sind 22 jugendlich.
Trainiert wurde in der kleinen Turnhalle der Mittelschule Markersdorf.

4 Mannschaften nahmen 1996 am Spielbetrieb teil:
1. Männer in der Bezirksliga
2. Männer in der Kreisklasse
Jugend A(17/18) in der Kreisklasse
Jugend B(15/16) in der Kreisklasse

Für die Leitung der Geschicke waren damals verantwortlich:
Lutz Webner, Bernd John, Joachim Otto, Detlef Lange

Als Übungsleiter waren damals tätig:
Detlef Lange, Bernd John, Joachim  Drechsler, Mike Werner, Dietmar Hanske, Andreas Malt

Als Schiedsrichter waren 1996 im Einsatz:
Lutz Webner, Falk Webner, Bernd John, Detlef Lange, Jens Rösler, Rico Chevalier, Mario Lorenz